Alles ist richtig, nichts ist falsch.

Alles ist richtig, nichts ist falsch. Ein Satz, den man in der Schule nur selten zu hören bekommt. Einer, der ihn immer wieder sagte, war mein Klassenvorstand und Deutsch-Professor Konrad Thamm. Mit Überzeugung und ohne Erklärung. Denn jedes weitere Wort hätte dessen Kraft in Ketten gelegt. Alles ist richtig, nichts ist falsch. Mit einer Stimme, die nicht nur Ruhe in sich, sondern auch in den Raum hinein trug. Alles ist richtig, nichts ist falsch. Mit Methoden, die unsere Wahrnehmung erdeten und unsere Träume fliegen ließen. Alles ist richtig, nichts ist falsch.

Ein Satz – und plötzlich saßen wir nicht mehr in unserem Klassenzimmer, sondern auf dem Boden der Aula. Ohne weitere Anweisung. Einzeln umringt von weißen Kreide-Kreisen, Schreibblock und Stift in der Hand. Stille. Unsichere Blicke. Kichern.

Mit einem Lächeln auf den Lippen setzte ich den Stift an. AULA. Ich schrieb die vier Buchstaben auf die erste Seite, zog einen tintenblauen Kreis darum und begann das leere Blatt mit Gedanken, Stichworten, Assoziationen und die folgenden Seiten mit einer Geschichte zu füllen. Es war für mich der Moment, der mein Leben in seine heutigen Bahnen lenkte – der mir zeigte, dass Sprache mehr ist als Worte. Ich war 13 Jahre alt.

Alles ist richtig, nichts ist falsch. Mit diesem Satz hat uns Konrad Thamm die Freiheit der Kreativität geschenkt. Er hat uns gelehrt, dass Grenzen imaginär und manche Regeln bedeutungslos sind. Dass Stift und Papier als Schnittstelle zwischen Wirklichkeit und Illusion fungieren. Dass Geschichten als Schaufenster auf das eigene Ich dienen.

Alles ist richtig, nichts ist falsch. Ein Satz der für mich auch heute noch Wahrheit und Irrealität verschwimmen lässt. Versucht man dessen Bedeutung zu erfassen, erhält man eine tiefgreifende Interpretation des Lebens. Dafür danke ich dir, lieber Conny.

Danke, dass du Schaffenskraft mit Melancholie und Unvollkommenheit in Einklang gebracht hast. Danke, dass du mich gelehrt hast kreative Atempausen einzulegen, während sich die Welt im Zeitraffer weiterdreht. Danke, dass du mir respektvoll das Tor zu deiner Welt geöffnet hast. Ich gehe täglich ein und aus. Deine Cluster-Me- thode als sichere Geheimwaffe an meiner Seite.

Danke, Conny!

Die Aula des BRG Traun – der Ort, an dem ich lernte, dass Sprache mehr ist als Worte.
Danke an das BRG Traun für die prägenden Jahre.
Die „berühmten“ Aula-Sitzstufen des BRG Traun.

Bilder: © BRG Traun