Vergessener Luxus
Im Bogen des italienischen Stiefels liegt Matera: UNESCO-Weltkulturerbe und verborgener Design-Schatz. Der schwedisch-italienische Unternehmer, Hotelier und Philanthrop Daniele Kihlgren hauchte den beinahe vergessenen Höhlen neues Leben ein. Um den Ansprüchen des Luxus gerecht zu werden, komponierte er eine Synthese, die traditionelles Design aus lokalen Materialien mit einem Minimum an zeitgemäßen Annehmlichkeiten verbindet. So treffen im ursprünglichen Sextantio – Le Grotte della Civita grober Sandstein auf weiche Baumwolle, feinste Keramik auf historisches Holz, wohliger Kerzenschein auf süditalienische Sonnenstrahlen. Alles, wonach wir uns sehnen. Am besten in Begleitung von Leinen, Liebe und Flugmodus.
No more Tears
Wenn wir in die funkelnd steinige Welt der Londoner Alighieri-Designerin Rosh Mahtani blicken, tauchen wir ab in eine Geschichte, die von Wirbelstürmen, ramponierten Kreaturen, zerklüfteten Landschaften und leidenschaftlichen Fehlern erzählt – die geisterhafte Farben entdeckt und zu einem Quell des Lebens erweckt. So verknüpft die Künstlerin ihre vehemente Schaffenskraft mit der Idee von Melancholie und Unvollkommenheit.
Um die designstarken Ideen zu begreifen, betrachten wir die wundersame Inszenierung der „No more tears“-Kreationen, die der kathartischen Rolle zwischen Wasser und Tränen auf den Grund geht. Die uns daran erinnert unseren Alltag mit Abenteuern zu füllen und uns begreifen lässt, dass eine gelegentlich salzige Träne manchmal ein wahres zu Hause sein kann.
Das entrückte Setting wird so zu unserem Mood-Board für mehr Mut. Für mehr Farbe. Für mehr Leichtigkeit. In uns selbst und in unseren eigenen vier Wänden …
Die Essenz des einfachen Lebens
Wo ist das Glück und wie kommt man dort hin? Es liegt, wie so vieles, oftmals in der Essenz des einfachen Lebens. Eine Erkenntnis, die wir immer öfter mit etwas Stahl, Holz und einem Hauch von Poesie Form annehmen lassen. Ohne die entrückte Aura entlegener Naturwinkel zu zerstören, schaffen wir mit organischen Formen und wertvollen Rohstoffen jenen Grad an Tiefe, Selbstverständlichkeit und Ruhe, die stillen Orten angemessen ist. Die wechselnden Stimmungen der Tages- und Jahreszeiten, die Lage von Baumgruppen und das durch Blattwerk gefilterte Licht bestimmen dabei die Pläne der besonderen Rückzugsorte, an denen das verschüttete Selbst aufleben und der bewegte Geist Halt finden kann. Dabei erinnern wir uns wieder daran, dass die Welt uns einen Platz gibt. Dass wir ihr Gast sind. Dass wir auf sie achten und Rücksicht nehmen müssen. Als Designliebhaber, als Architekten, als Menschen. Und das nicht nur in der besinnlichen Jahreszeit, sondern heute, morgen und an jedem anderen Tag.
Über die imaginäre Weichheit einer Wolke
An manchen Tagen sehnt man sie herbei – die imaginäre Weichheit einer Wolke, in die man sich hinein sinken lassen, in der man sich verlieren kann. Wir haben sie gefunden, diese zarten Orte der Glückseligkeit. Formschön und bereit auch das Gewicht unserer Gedanken zu tragen. Mit einer Tiefe, die sowohl Schneidersitz, als auch Meditation zulässt. Mit einem Design, das nicht nur Ruhe in sich, sondern auch in den Raum hinein trägt. Mit einem Stoff, der unsere Wahrnehmung erdet und unsere Träume fliegen lässt.
Stadt. Land. Leben.
In der Stadt ist es hektisch und dennoch lieben wir die permanente und bequeme Verfügbarkeit von allem, wonach uns gerade der Sinn steht. Denn auch wenn das Leben am Land entschleunigt, so muss man schneller sein als die anderen. Schneller beim Bäcker, bei dem das Lieblingsbrot um 7:00 Uhr morgens womöglich bereits Mangelware ist, schneller auf der Autobahn, auf der sich die Pendler täglich drängeln, schneller beim Wirt des Vertrauens, dessen Gastgarten immer voll zu sein scheint. So sind die Möglichkeiten zwar beschränkt, doch wer genau weiß, was er im Leben will, der braucht keine Auswahl. Der kann aufs Land ziehen, sich dort niederlassen, ein Häuschen bauen. Weil er weiß, wie groß dieses sein muss, weil er den Luxus genießt sich sicher zu sein. In der Stadt ist das anders. In der Stadt wählt man immer wieder neu. Kino, Theater. Vietnamese, Koreaner.
Doch wenn wir ehrlich sind, finden wir Ruhe und Kreativität in beiden Konzepten. Weil sich Stille und Lärm, frische Luft und knatternde Motoren, Weitblick und Häuserschluchten, Hausmannskost und Haute Cuisine im eigenen Lebensstil nicht ausschließen müssen. Dafür gehen wir neue Wege, finden Orte und entwerfen Konzepte, um beides haben zu können. Damit wir uns immer neu entscheiden und dennoch stets sicher sein können.
Konferenz mit dem indischen Geist
Darauf gesetzt – ein Stuhl. In einen Raum gestellt – eine Skulptur. Der Conference Chair des Schweizer Architekten Pierre Jeanneret ist einfach – und in dieser Einfachheit liegt die Faszination.
In den frühen 50ern im Zuge des massiven städtebaulichen Projektes Chandigarh in Indien aus Teakholz und Zuckerrohr entworfen, folgt das Design dem simplen Zweck des Sitzplatzes, während das ästhetische Vokabular Funktion und Ordnung über Verschönerung stellt. Mit westlichen Formen, energetischen Diagonalen und rohen Materialien durchdringt der Conference Chair die strenge Geometrie der Moderne und schafft bis heute eine Atmosphäre der Offenheit und Reinheit.
Der Treffpunkt zwischen zeitgenössischen europäischen Idealen und dem traditionellen indischen Geist kreiert dabei einen unmittelbar geerdeten Sitz, der ein natürliches Frei-sein zulässt. Mit organischem Fluss und skulpturaler Festigkeit. Wir nehmen Platz.
Wenn Kunst schmetterlingszart in ein Zuhause eintaucht
Jakob Jørgensen macht nicht einfach nur Möbel. Er strebt nach Objekten mit skulpturalem Ausdruck. Seine Entwürfe besitzen daher die gleiche Tiefe wie ein Kunstwerk, das sich als funktionales Element auf natürliche Weise in den Alltag einfügt. Dabei schwingt stets eine feine Dialektik zwischen geometrischer und organischer Form im Raum, die empfindsam geschnitzten Möbeln aus Oregon-Kiefer oder Eiche eine faszinierende Spannung verleiht. So scheint zum Beispiel die Kommode „Fjäril“ – das schwedische Wort für Schmetterling – den Übergang von der Puppe zum Falter poetisch zu paraphrasieren, indem sie ihre geschlossene Form zu einer offenen, verstreuten Gestalt verwandelt. Jørgensen enthüllt dabei auf unaufgeregte Art und Weise, wie das Naturgemäße bedeutungsschwer hinter dem Geordneten lauert. Aus scharfen Winkeln, die horizontale und vertikale Linien brechen, werden so dreidimensionale Raumwunder, die das Leben roh und unverhohlen widerspiegeln.
Warum wir Bücher brauchen
Manchmal braucht es nicht mehr als einen kleinen Funken, um ein Feuer zu entfachen. Eine Berührung, ein Gespräch oder einfach nur ein Wort. Schwarz auf Weiß. Gedruckt und gebunden entfaltet sich an den Buchrücken geschmiegt eine neue Welt, in die wir eintauchen und aus der die alles verzehrende Energie der Inspiration entspringt. Davon entbrannt verschmelzen Worte und Bilder zu Gedanken, während unser Geist mit feinsinnigen Linien neue Ideen in das Skizzenbuch unserer Vorstellungskraft zeichnet. Dabei schließen wir Freundschaften mit fiktiven Charakteren, sehen die Welt mit den Augen empfindsamer Künstler und spüren wie die Zeit bedeutungsschwere Spuren hinterlässt. Denn das ist es was Bücher tun. Das ist der Grund, warum wir sie ehrfürchtig betrachten, warum wir ihre Geschichten zu unseren werden lassen, warum wir sie wie Kunstobjekte installieren. Damit sie zu jeder Zeit inspirieren und Schönes für immer konservieren können.
Es erwacht eine Sehnsucht
Es passiert etwas mit uns, wenn wir unserem angeborenen Bedürfnis nachgehen, uns mit der Natur zu verbinden. Wir werden ruhiger, leistungsfähiger, gesünder, zufriedener – wir werden zu uns selbst. Das Konzept der Biophilie, der Liebe zum Leben, unterstützt diesen Gedanken und führt zu einer neuen Urbanität, die der Ästhetik einen tieferen Sinn verleiht. Denn unsere inhärente Verbindung zur Natur wirkt therapeutisch und kreiert ein Gefühl von Raum, das durch Elemente wie fließendes Wasser, lebendiges Grün und natürliches Licht die zarte Idee echter Freiheit vermittelt. Und auch wenn diese Verbindung mit der Natur nicht unbedingt eine formale ist, sondern vielmehr ein Prozess der Nachahmung, so spüren wir doch ihre tröstende Kraft und es erwacht eine Sehnsucht. Eine Sehnsucht, das Außen nach innen zu holen. Und zwar mit mehr als nur großen Fensterscheiben. Aber sehen Sie selbst …
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