Eigentlich war der Nikolaus am 6. Dezember immer zu Fuß unterwegs, um seine Geschenke zu verteilen. Doch in den letzten Jahren hatte er sich immer öfter den Schlitten des Weihnachtsmannes ausgeliehen. Schließlich war er nicht mehr der Jüngste und mit dem Rentiergespann kam er unglaublich schnell voran. Das wollte er auch in diesem Jahr wieder tun.

Als er Rudolph und seine Freunde abholte, trat der Rudelführer unruhig von einem Bein auf das andere. „Was ist los, lieber Rudi?“, wollte der Nikolaus wissen. Rudolph überlegte kurz, wie er antworten sollte. „Ich weiß, dass du und der Weihnachtsmann im Dezember schon wahnsinnig viel um die Ohren habt, deshalb hebe ich mir meine Bitte besser für das neue Jahr auf.“ „Lieber Rudi, soweit ich weiß, hast du dir noch nie etwas vom Nikolaus oder vom Weihnachtsmann gewünscht. Also raus mit der Sprache! Wie kann ich dir eine Freude bereiten?“ „Wir liefern zur Weihnachtszeit immer so viele schöne selbstgestrickte Wollsocken aus. In diesem Jahr ist es besonders frostig und ich würde mich riesig über ein paar warme Socken freuen.“ „Was für ein bescheidener Wunsch“, dachte der Nikolaus und machte sich sofort auf den Weg, um für Rudi ein Paar schöne, dicke Wollsocken zu besorgen.

Der Nikolaus klopfte im Seniorenzentrum Neue Heimat an. Er wusste, dass Oma Mitzi, die seit einigen Jahren dort wohnt, besonders schöne Socken strickt. Vielleicht könnte sie auch ein Paar für Rudolph anfertigen. Der Nikolaus fand Oma Mitzi im Aufenthaltsraum, wo sie gerade mit ihrer Strickgruppe neue Muster entwarf. „Grüß Gott, lieber Nikolaus, was führt dich denn heute zu uns?“, wunderte sich Frau Hildegard, die neben Oma Mitzi gerade ein loses Wollknäuel aufwickelte. „Ich bräuchte die Hilfe von Oma Mitzi“, verriet der Nikolaus und blickte in erstaunte Gesichter. Die gesamte Runde hatte nun das Strickzeug abgelegt und wartete gespannt darauf, dass der Nikolaus weitersprach. „Rentier Rudolph wünscht sich warme Socken und ich wollte dich fragen, ob du ihm vielleicht ein Paar stricken könntest?“ Oma Mitzi freute sich. Was für eine Ehre, dass der Nikolaus ausgerechnet sie für diese besondere Aufgabe ausgewählt hatte. „Natürlich, lieber Nikolaus. Ich werde mich sofort an die Arbeit machen.“

Als der Nikolaus ein paar Stunden später wieder ins Seniorenzentrum zurückkehrte, staunte er nicht schlecht: Auf dem Tisch vor Oma Mitzi lagen zehn Paar wunderschöne Wollsocken. „Wir haben alle geholfen“, strahlte Frau Hildegard. „So konnten wir nicht nur für Rudolph, sondern auch für die anderen acht Rentiere und für dich ein Paar Socken stricken“, erklärte Oma Mitzi und schenkte dem Nikolaus ein strahlendes Lächeln. Der Nikolaus freute sich und versprach, sich als Dankeschön eine ganz besondere Überraschung einfallen zu lassen. „Das haben wir doch gerne gemacht. Dass wir dir helfen konnten, hat uns eine ganz besondere Freude bereitet“, versicherte Oma Mitzi. Und so kam es, dass sich Rudolph, seine Rentierfreunde und der Nikolaus von da an jedes Jahr über ein Paar wunderschöne selbstgestrickte Wollsocken aus Oma Mitzis Strickrunde freuen durften.

In liebevoller Erinnerung an meine Oma, die die ganze Familie stets mit den besten Stricksocken der Welt versorgt hat. An dieser Stelle möchte ich auch meinem Papa danken, der mir als ehemaliger Deutsch-Lehrer und Lektor meines Vertrauens immer zur Seite steht.