Weihnachtsmann Klaus und Knecht Ruprecht wollen den Deal so schnell wie möglich über die Bühne bringen und Marie einen Vertrag als Projektmanagerin anbieten – und zwar noch bevor die da oben Wind von ihrem Digital Talent bekommen. Mit spitzen Fingern tippt Klaus langsam auf der Tastatur seines XmasBooks. Immer wieder kreisen seine Zeigefinger suchend über dem Keyboard. „Wo ist denn bloß dieses @-Zeichen?“ „Gib das her“, seufzt Ruprecht, schnappt sich das XmasBook und beginnt in perfektem Zehnfingersystem den neuen Vertrag für Marie aufzusetzen. Klaus ist beeindruckt. Ruprecht zuckt lässig mit den Schultern: „Hab ich mir für den himmlischen Einstufungstest angeeignet. Das solltest du allerdings wissen – steht in meinem Lebenslauf unter Special Skills.“

Klaus und Ruprecht treffen Marie am Schlittenparkplatz. Der Weihnachtsmann rümpft die Nase: „Schaff mir doch bitte endlich dieses grässlich moderne Ungetüm aus den Augen, Ruprecht.“ Marie kann sich ein Schmunzeln nicht verkneifen, gibt Tech-Muffel Klaus aber schließlich Rückendeckung: „Wie der Tekla XAE-12 Rudolph und seine Rentier-Gang ersetzen soll, ist mir ehrlich gesagt auch ein Rätsel. Die Reichweite ist zwar mittlerweile ganz ordentlich, aber der Mangel an Ladestationen ist ein echtes Problem – vor allem, weil man sich mit dem Tekla XAE-12 nicht an öffentliche Säulen hängen kann. Hier muss ein passender Adapter bestellt werden. Ob man damit an Heiligabend rechtzeitig um den Erdball kommt, wage ich daher aktuell zu bezweifeln.“

Stolz, eine so versierte Elfendame im Team zu haben, wippt der Weihnachtsmann freudig von den Fersen auf die Zehenspitzen und überreicht Marie dabei ihren neuen Dienstvertrag. „Herzlichen Glückwunsch, ab sofort bist du unsere Digitalisierungsbeauftragte. Wir freuen uns auf deinen Konzeptentwurf zur digitalen Xmas-Transformation.“ Marie nimmt das Gedruckte entgegen und will sich bereits auf den Weg in ihr neues Office machen, als Klaus sie zurückhält. „Warte kurz, ich habe noch eine Bitte.“ Verlegen zupft der Weihnachtsmann an der Jacke seines Anzugs. Der breite schwarze Gürtel mit der großen goldenen Schnalle, der sich straff über seine Körpermitte spannt, ist bereits am letzten Loch geschlossen. Zwischen Gürtel und Jacke hat sich ein kleiner Spalt gebildet, aus dem jetzt Klaus‘ weißes Rippunterhemd hervorblitzt. „Seit mehr als einem Jahrhundert zwänge ich mich an Heiligabend durch Hunderttausende von Schornsteinen. Die Tatsache, dass unter fast jedem Weihnachtsbaum ein Glas Milch und ein Teller mit süßen Plätzchen auf mich warten, hat schließlich dazu geführt, dass ich immer weniger Platz in den engen Schloten habe. Letzte Saison bin ich sogar einmal stecken geblieben. Rudi musste mich an seinem Zaumzeug herausziehen“. Klaus klopft sich verlegen auf den Bauch. „Hast du vielleicht eine Idee, wie wir diesen Zustellprozess optimieren können?“ 

Elfendame Marie nickt Weihnachtsmann Klaus beruhigend zu: „Ich sag nur eins: Lieferdrohnen.“ „L i e f e r d r o h n e n .“ Klaus wiederholt das Wort betont langsam. Weihnachten, wie er es kannte, würde es in Zukunft wohl wirklich nicht mehr geben. Aber mit Marie im Team hatten sie zumindest die Chance, diese Zukunft aktiv mitzugestalten.
Mit Knecht Ruprecht an seiner Seite stapft Klaus durch den knisternden Schnee Richtung Norden. Sie müssen Petrus in die aktuellen Entwicklungen einweihen. Ab morgen werden sie dann das Daily Stand-up Meeting einführen, von dem Marie gesprochen hat. Ob sie dafür eines dieser aufblasbaren Wasserboards brauchen, die in den letzten Jahren immer häufiger auf den Wunschzetteln auftauchen? Sie werden es früh genug erfahren.

Good news!“ Marie hat ein siegreiches Lächeln auf den Lippen. „Ich habe einen genialen Deal mit Mamazon ausgehandelt. Alle Wünsche, die last Minute am 24. Dezember eintrudeln, werden ab dieser Saison von Mamazon CRIME ausgeliefert. Und das Beste: Es kostet uns keinen einzigen XmasCent.“ Weihnachtsmann Klaus, Knecht Ruprecht und Petrus werfen sich ungläubige Blicke zu. „CEO Sepp Kezos will sein ramponiertes Image aufpolieren und ist sich sicher, dass ihm der Support des Weihnachtsmannes dabei helfen wird.“ Die von Marie erwartete Lobeshymne wird von Petrus jäh unterbrochen …

„Ich habe mich auch ein bisschen schlau gemacht.“ Petrus tippt vielversprechend auf seinem XmasPad und öffnet www.pitchitlikegabriel.sky. „Gabriel ist einer meiner smartesten Engel. In den Osterferien hat er sich still und heimlich zum Virtual Sales Trainerausbilden lassen. Als offizieller `Erklärer von Visionen´ war es seiner Meinung nach an der Zeit, etwas über den göttlichen Tellerrand hinauszublicken.“ Wieder versteht Klaus nur Bahnhof. „Gabriel hat angeboten, deine Weihnachtselfen für den Onlinevertrieb fit zu machen. Das spart viel Zeit und Geld und du musst nicht mehr zu allen Terminen persönlich hinfliegen.“
Weihnachtsmann Klaus entfährt ein freudiges „Ho-ho-ho!“. „Das wäre natürlich eine große Erleichterung. Außerdem könnten Rudi und die Rentier-Gang dann endlich die unzähligen Überstunden abbauen. Und ich könnte vielleicht sogar mal ein verlängertes Weihnachtswochenende mit Frau Klaus genießen. Im Moment verbringe ich mehr Zeit in der Luft als am Nordpol.“ Der Weihnachtsmann ist begeistert. Wenn sein Team so weitermacht, können sie denen da oben noch vor dem 24. Dezember ein weihnachtliches Cyberkonzept vorlegen.

Um ab sofort schneller und flexibler in der Produktion agieren zu können, hat Marie für ihre Elfen-Kollegen einen 3D-Drucker besorgt. „Ein Geschenk von Sepp Kezos. Ist gestern mit Mamazon CRIME eingetrudelt“, zwinkert die Elfin keck beim Daily Stand-up. „Das soll jedoch kein Freifahrtschein für faule Elfen sein. Handwerk soll Handwerk bleiben“, ordnet Weihnachtsmann Klaus freundlich, aber bestimmt an.
Engel Gabriel hat indessen einen Presentfinder-Chatbot namens Nick eingerichtet, der den Elfen und anderen heimlichen Helfern des Weihnachtsmanns Tipps für das passende Weihnachtsgeschenk geben und auch Unsicherheiten beim Wunschzettelschreiben nehmen soll. „Außerdem arbeite ich gerade an einer Wichtel-App, mit der man Geschenke konfigurieren, Wunschlisten anlegen und Wünsche an den Weihnachtsmann schicken kann. Die Sache hat allerdings einen Haken …“

Gabriel kaute nervös an seinen Fingernägeln. Schlechte Nachrichten zu überbringen, lag überhaupt nicht in seiner Natur. Das war eine Aufgabe, die normalerweise die Kobolde für ihn erledigten. Doch es war keiner in Sichtweite, an den er seine bad news hätte abtreten können. Mit zappeligen Bewegungen verknotete er seine Finger. „Für die Entwicklung der Wichtel-App benötigen wir eine Seed-Finanzierung von mindestens 100.000 XmasDollar. Wenn wir dann auch noch unseren Algorithmus verbessern und den Rollout in neue Märkte wie Thanksgiving und Valentinstag in Angriff nehmen möchten, benötigen wir noch einmal mindestens 300.000 XmasDollar.“ 

BÄM! Weihnachtsmann Klaus, Knecht Ruprecht, Himmelspförtner Petrus und Elfin Marie haben mit vielem gerechnet, aber nicht damit. Marie ist die erste, die ihre Sprache wiederfindet. „Dann müssen wir eben eine raketenstarke Präsentation vorbereiten und unser Konzept so gut pitchen, dass die da oben gar nicht anders können, als unsere Idee zu finanzieren.“ Aus Ruprechts Gesicht weicht jeglicher Enthusiasmus: „Und wie sollen wir das anstellen? Dass die da oben 400.000 XmasDollar locker machen, ist utopisch. So gut kann eine Präsentation doch gar nicht sein.“ „Ich kenne da ein Start-up, das uns mit dem Pitch helfen könnte. Überlasst das ruhig mir“, zeigt sich Marie zuversichtlich, schnallt sich ihre kurzen Speedski an, stapft damit zum Schlittenparkplatz und flitzt von dort Richtung Süden zum weihnachtlichen Innovationszentrum. 

Als Marie in die Geschenkewerkstatt zurückkommt, ist es totenstill. Keiner ihrer Elfenkollegen ist an seinem Arbeitsplatz. Dennoch schallen fröhliche Jingle-Bells-Klänge durch die Produktionsstätte, die in strahlendem Sternenglanz erstrahlt. Irgendetwas stimmte hier nicht. Ober-Elf Findus würde seine heiligen Hallen niemals einfach so verlassen. Marie durchsucht alle Räume. Weder in der Paketbandkammer, noch im Geschenkpapierlager kann sie jemanden entdecken. Plötzlich hört sie, wie aufgeregte Stimmen aus dem Pausenraum dringen.
Preloved Presents sind DAS neue Ding. Nachhaltiger kann man einfach nicht schenken!“ Marie traute ihren Augen nicht. Der sonst eher schüchterne Findus war auf einen Tisch geklettert, um vor versammelter Mannschaft eine emotionale Sustainability-Rede zu halten. Immer wieder legt er beide Hände auf seine linke Brust und erinnert daran, dass es an Weihnachten vor allem auch um Nächstenliebe geht. „Und damit meine ich nicht nur alle Mitmenschen, sondern vor allem auch den wunderschönen Planeten Erde. Denn wenn wir den nicht schützen, dann wird es auch kein Weihnachten mehr geben.“ Die Elfenschar applaudiert. „Ich habe Kontakte zu Cbay und willbesitzen“, ruft plötzlich ein neuer Kollege, den Marie noch nie gesehen hat, aus der Menge. „Mit einer PrelovedPresents-Kooperation dieser Big Player könnten wir die nächste Generation von Weihnachten einläuten“, verkündet der Neue, während die Elfen erneut in Jubel ausbrechen. 

Marie verlor keine Zeit und eilte schnurstracks durch die verwinkelten Gänge zum Besprechungsraum des Xmas-Digitalisierungsteams. Sie musste Klaus, Ruprecht, Petrus und Gabriel sofort von der genialen Idee von Findus und den Elfen berichten. Mit einem Ruck öffnet Marie die schwere Holztür, die in den Besprechungsraum führt. Dort sieht sie ihre vier Kollegen gebannt rund um das XmasBook des Weihnachtsmanns sitzen. Sie haben die Videokonferenz-App Boom geöffnet und beenden gerade ihr Gespräch mit der Marketing-Chefin von CocaRola, die sich mit schriller Stimme überschwänglich bedankt: „Wir freuen uns sehr, Sie bei Ihrer digitalen Transformation begleiten zu können und die Welt mit einer neuen Weihnachtsmann-Kampagne zu verzaubern. Und machen Sie sich wegen der 400.000 XmasDollar keine Sorgen. Ich bin mir ziemlich sicher, dass wir Ihnen hier als Investor ein wenig unter die Engelsflügel greifen können. Das Einzige, was ich jetzt noch brauche, ist eine Präsentation mit allen notwendigen Informationen, die ich an meine Vorgesetzten weiterleiten kann.“ 

„Schon erledigt!“, frohlockt Marie, nachdem Weihnachtsmann Klaus, Ruprecht, Petrus und Gabriel das Boom-Gespräch mit der Dame von CocaRola beendet haben. „Was ist erledigt?“ „Die Präsentation! Ich hab sie hier auf meinem XmasPhone.“ Stolz hält ihnen Marie ihr Smartphone entgegen. „Ich hab doch gesagt, dass ich ein Start-up kenne, das uns helfen kann. Zusammen mit dem Team von pretono habe ich im weihnachtlichen Innovationszentrum das perfekte Pitchdeck erstellt. Und das Beste: Wir können es über einen interaktiven Link an CocaRola senden und ihr individuelles Klickverhalten anschließend detailliert auswerten!“
Der Weihnachtsmann versteht zwar wieder nur Bahnhof, spürt aber im selben Moment, dass sie gerade einen entscheidenden Schritt in ihrer Digital Xmas-Transformation gemacht haben. „Da bleibt mir nur noch eines zu sagen: Fröööhliche Weihnachten!“


Auftraggeber dieser Weihnachtsgeschichte: presono.com