„Komm Felix, lass uns Schlittenfahren gehen!“, ruft Leonie ihrem Freund schon von weitem zu. Als sie mit ihrer Tante Julia näher kommt, bemerkt sie, dass Felix mit traurigem Blick kleine Schneebälle formt, diese zu einer Pyramide stapelt und dann lustlos mit dem Fuß umstößt. „Was ist denn los?“, will Leonie wissen. „Mein Schlitten ist kaputt“, seufzt Felix. „Ich habe ihn gestern am Gehsteig stehen lassen und ein Schneepflug hat ihn gerammt – und das, kurz nachdem Linus uns zu einem Rennen am Schüttenberg herausgefordert hat. Dabei wollte ich ihm so gerne beweisen, dass er bestimmt nicht den schnellsten Schlitten der Welt hat.“ Während Felix noch einmal gegen die Schneeball-Pyramide tritt, marschiert ein alter Mann vorbei. „Den schnellsten Schlitten der Welt? Den habe garantiert ich“, lächelt der alte Mann. „Wenn ihr wollt, könnt ihr ihn euch gerne für ein paar Stunden ausleihen“, bietet er freundlich an.

Leonie und Felix betrachten die langen, rostigen Kufen, die ausgebeulte, mehrfach geflickte Sitzfläche, den speckigen Ledergurt. Mit diesem alten Klappergestell würden sie das Rennen wohl nicht gewinnen, aber wenigstens könnten sie gegen Linus antreten und müssten nicht wie Feiglinge absagen. Also marschieren Leonie und Felix mit Tante Julia und dem alten Mann zum Schüttenberg, wo Linus bereits mit Sophie wartet. Als der Herausforderer den Schlitten des Dreiergespanns sieht, bricht er in schallendes Gelächter aus: „Mit dem alten Ding wollt ihr gegen mich und meinen neuen Schlitten antreten? Ihr habt absolut keine Chance! Papa und ich haben heute Morgen extra die Kufen gewachst. Bis ihr das krumme Ding zum Laufen bringt, bin ich längst im Ziel.“ Leonie und Felix lassen verzagt die Schultern hängen. „Lasst euch nicht entmutigen, liebe Kinder!“, tröstet der alte Mann. „Ich habe euch doch gesagt, ich habe den schnellsten Schlitten der Welt – ihr werdet schon sehen. Also, haltet euch gut fest!“ 

Linus und Sophie sitzen bereits siegessicher auf ihrem Schlitten, während Felix und Leonie Mühe haben, auf das wackelige Gefährt des alten Mannes zu klettern. Oben angekommen, greift Felix zögernd nach dem abgenutzten Haltegurt. Schnell schlingt Leonie die Arme um ihren Freund, um sich festzuhalten – und schon setzt der alte Mann zum Countdown an: „Auf die Plätze, fertig, los!“ Kaum setzen sich die Kufen in Bewegung, schießt der Schlitten des alten Mannes wie eine Rakete den Schüttenberg hinab. Nach nur wenigen Sekunden haben Leonie und Felix die anderen beiden hinter sich gelassen. Mit einem gigantischen Vorsprung passieren die beiden Freunde die Ziellinie und springen jubelnd von ihrem Siegerschlitten. Wer hätte das gedacht, der alte Mann hat nicht zu viel versprochen – sein Schlitten war wirklich unglaublich schnell.

Als Linus und Sophie mit staunenden Gesichtern auch endlich die Ziellinie überqueren, ist der alte Mann auch schon bei den Kindern angekommen. „Na Kinder, was meint ihr, wollen wir jetzt zusammen mit meinem alten Schlitten ein paar Runden drehen? Alle zusammen sind wir noch schneller und obendrein macht es noch viel mehr Spaß.“ „Oh ja!“, jubeln die Kinder begeistert und lassen sich vom alten Mann den Schüttenberg hinaufziehen. Nachdem jeder einmal an der Reihe war, den schnellsten Schlitten der Welt zu steuern, verabschiedet sich der alte Mann. „Ich muss mich leider wieder auf den Weg machen, liebe Kinder. So kurz vor Weihnachten habe ich noch eine Menge Arbeit vor mir.“ „Vielen lieben Dank, dass wir Ihren Schlitten ausleihen durften, Herr …“ Leonie und Felix stocken. Sie hatten den alten Mann gar nicht nach seinem Namen gefragt. „Es war mir ein Vergnügen, liebe Kinder. Ich heiße übrigens Santa Claus“, verrät der alte Mann. Lächelnd steigt er auf seinen Schlitten, vor dem plötzlich drei Rentiere stehen und schnalzt beherzt mit den Zügeln. „Ho-ho-ho!“, winkt er den Kindern noch einmal zu, bevor er wie von Zauberhand abhebt, eine letzte Runde über den Schüttenberg dreht und in den klaren Winterhimmel davonfliegt. 

Inspiration für diese Geschichte war ein Blick ins Familienfotoalbum und die Erinnerung an zahlreiche Nachmittage beim Schlittenfahren.